02. November 2001 • Stadthalle Asperg und 03. November 2001 • Eichbott-Halle Leingarten

 

Das Alexander-Fest oder Die Macht der Musik (für Soli, Chor und Orchester)

Mitwirkende:

Chor des Liederkranz Leingarten

ELFEN-Chor des  Friedrich-List-Gymnasium Asperg

Instumentalensemble des Friedrich-List-Gymnasium Asperg

Tanzquartett der Amsterdamer Hochschule der Künste

Kerstin Paukner - Sopran

Peter Schaufelberger - Tenor

Stephan Storck - Bass

 

Leitung: Gerhard Ulrich Noé

 

Konzertnachlese

Das Galakonzert „Das Alexanderfest“ des Liederkranzes Leingarten erfüllte die Erwartungen

Von Josef Staudinger

Das Galakonzert „Alexanderfest“ des Liederkranzes Leingarten war restlos ausverkauft. Über 500 Zuhörer genossen am Samstag in der festlich geschmückten Sporthalle unter der Leitung von Gerhard Ulrich Noé die grandiose Aufführung von Georg Friedrich Händels Meisterwerk. 

Hauptdarsteller auf der überdimensionalen Bühne war der Leingartener Dirigent. Immerhin 150 Akteure richteten sich nach seinen exakten Taktvorgaben. Noé verstand es glänzend die 120 schwarz gekleideten Sängerinnen und Sänger - 90 aus Leingarten, 30 vom Elfenchor des Asperger Friedrich-List-Gymnasiums - die Solisten des Stuttgarter Staatstheaters, Kerstin Paukner (Sopran), Stephan Storck (Bass) und Peter Schaufelberger Tenor) sowie das Instrumentalensemble des Friedrich-List-Gymnasiums zu einer ausgewogenen Einheit zu verschmelzen. 

 

 

 

Das Publikum quittierte die Darbietungen mit langanhaltendem Applaus. Lob gab es von allen Seiten. Der langjährige, ehemalige Chorleiter des Zabergäu-Sängerbundes, Werner Vollmer, bewertete die Vorstellung als vollen Erfolg: „Für einen Laienchor und ein Schülerorchester war das große Klasse.“ Von den Gesangsprofis imponierte ihm am meisten Bassist Stefan Storck (mitte) mit seiner ausdrucksvollen Stimme.

    

Auch Stimmbildnerin Susan Ahlgrimm strahlte über das ganze Gesicht. Die international erfahrene Gesangslehrerin und Sopranistin hatte dem Chor in den letzten Wochen den musikalischen Feinschliff verpasst. Vor allem im etwas beschwingteren zweiten Teil der Kantate, so Ahlgrimm, seien die Dynamik und Freude der Singgemeinschaft voll zur Entfaltung gekommen. Ein paar Kleinigkeiten, damit meinte sie den einen oder anderen verschwommenen Einsatz, schob die in Neuenstein wohnende Künstlerin dem Lampenfieber zu. Ansonsten bescheinigte sie den Akteuren „eine tadellose Leistung“. Das i-Tüpfelchen der Veranstaltung setzte ein Tanzquartett der Amsterdamer Hochschule der Künste, das die Szenenbilder graziös untermalte. Als Vorlage für Händels Komposition diente die Ode „Alexanders Feast“, die John Dryden 1697 auf den St. Cäcilientag dichtete. Eine Verteilung des Textes auf Rezitative, Arien und Chöre wurden von dem Dichter Newburgh Hamilton vorgenommen.
Die Vorstellung begann mit einer dreiteiligen instrumentalen Einleitung nach Art der französischen Ouvertüre mit einem langsamen Satz und punktierten Rhythmen, dem ein fugiertes Allegro und ein menuettartiges Andante folgte. Peter Schaufelberger schilderte danach mit seinem Tenor-Rezitativ die Situation bei der Siegesfeier Alexander des Großen, die dieser nach der Eroberung von Persepolis seinen Getreuen gab. Der eigentliche Held der Handlung war der Sänger Timotheus, den Händel nicht als dramatische Person behandelte, sondern seine Aufgabe gleichmäßig auf die Sopran- und Tenorpartien verteilte.

Stefan Storck ließ mit seiner Bass-Stimme bei seinem ersten Einsatz Bacchus Lob erschallen. Die Arie war von zwei Waldhörnern begleitetet und einem wunderschönen Chorsatz umrahmt. Prächtig aus der Affäre zog sich die Gesangsgruppe auch im Schlussteil des zweiten Satzes, einer äußerst diffizilen Quadrupelfuge. Gerade hier bewies der Chor, warum er zu den Besten im Landkreis Heilbronn gehört. Es sei ein Erlebnis, so etwas nicht vor dem Fernseher, sondern live mitzuerleben, schwärmte der ehemalige Aktive des Liederkranzes Leingarten und langjährige zweite Vorsitzende Herbert Fränznick.

 

Solisten

Kerstin Paukner - Sopran
 

Geboren am 17. Juli 1970 in Mosbach/Baden. Gesangsunterricht seit 1985 bei Frau Christa Werner in Adelsheim, daneben musiktheoretische Studien und Klavierunterricht bei Herrn Prof. Erich Werner. Parallel dazu Ausbildung als Arzthelferin und einjährige Berufspraxis nach Abschluß der Lehre. Erfolgreiche Teilnahme an mehreren Wettbewerben (u.a. am Bundeswettbewerb Gesang in Berlin), sowie am Opernkurs Bad Orb und der abschließenden Aufführung der „Zauberflöte" in der Rolle der „Königin der Nacht". 1995 „Carmina Burana" in Esslingen und Eberbach 1996 Festivaldebüt bei den Rossini-Festspielen Rügen in der Rolle der „Fanny" bei der Aufführung der Oper „La Cambiale di martrimonio" von G. Rossini unter der Leitung von W. Keitel. 1996 Preisträgerin des internationalen Erika Köth-Wettbewerbes in Neustadt a.d.W. mit anschließender Verpflichtung für mehrere Operettenkonzerte in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Philharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von GMD Köhler. Seit März 2000 im Staatsopernchor Stuttgart.


Peter Schaufelberger - Tenor

 

Geboren 1956 in der Schweiz. Nach der Matura und Ausbildung zum Primarlehrer, studierte er am Konservatorium Zürich Klavier und Gesang. 1984 Abschluß mit Opernreifediplom. Gewinner des Migros Stipendium. War als Solist an folgenden Opernhäusern engagiert: 1982 Luzern, 1983 Zürich, 1985 Schweizer Gastspieloper, 1986‑88 Kiel, 1989 Detmold. Seit 1990 Mitglied des Chores der Württembergischen Staatstheater Stuttgart. Auch hier Solo‑Auftritte. Nebenher begeisterter Konzertsänger mit breit gefächertem Repertoire von Frühbarock bis zum 20. Jahrhundert. Besondere Vorliebe gilt den Bach'schen Passionen (Evangelist).

 

Stephan Storck - Bass

Stephan Storck wurde in Leipzig geboren and studierte zunächst Schulmusik and Musiktheorie in Detmold. Nach einem Aufbaustudium an der Stuttgarter Musikhochschule in den Fächern Komposition (Prof. Lachennann) and Gesang (Prof Hamari) vervollkommnete er seine Ausbildung bei H. Keim und an der Indiana University Bloomington/USA bei Prof C. Montan. Er war Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg. Als Solist arbeitete er an den Opernhäusern Detmold und Leipzig. Seit 1996 ist er Mitglied des Staatsopernchores Stuttgart. Neben Konzerten in Deutschland führten ihn zahlreiche Reisen als Lied- und Oratoriensänger bis ins außereuropäische Ausland

 

Einige Anmerkungen zu Händels Alexanderfest.

A1s Vorlage für Händels Komposition diente die Ode "Alexanders Feast", die John Dryden 1697 auf den St. Cäcilien Tag dichtete. Die heilige Cäcilia, eine edle Römerin, die 230(?) für den christlichen Glauben den Märtyrertod erlitt, wurde seit dem 15. Jahrhundert als Schutzheilige der Musik, insbesondere der Kirchenmusik verehrt. Die Geschichte ihres Todes wurde mit zahlreichen Legenden ausgeschmückt, so hat man sie sogar zur Erfinderin der Orgel gemacht, die in vielen Darstellungen ihr Attribut ist.
Zur Feier ihres Gedächtnistages am 22. November wurde es zum Brauch, die Schutzheilige der Tonkunst in Musik und Dichtung zu ehren. Ein zugleich nationaler wie religiöser Feiertag entstand in England. Viele Komponisten haben aus diesem Anlass besondere Festmusiken geschrieben, u.a. Henry Purcell, Jeremiah Clarke, Thomas Clayton, Benedetto Marcello, Marc Antoine Charpentier und eben auch Georg Friedrich Händel. John Drydens Ode war von vorneherein für die musikalische Komposition bestimmt. Eine Verteilung des Textes auf Rezitative, Arien und Chöre ist bei ihm nicht vorgesehen; diese hat der Dichter Newburgh Hamilton vorgenommen. Er schreibt in der Vorrede des ältesten erhalten gebliebenen Textbuches vom November 1736 "es ist nahezu unmöglich, der Welt irgend etwas Vollkommeneres in diesen Künsten zu bieten, als das Ergebnis der vereinten Arbeit und höchsten Anstrengung eines Dryden und eines Händel." Händel begann mit der Komposition in den letzten Dezembertagen des Jahres 1735. Den ersten Teil vollendete er am 5., die ganze Ode am 12. Januar 1736. Die Uraufführung fand am 19. Februar 1736 in Covent Garden statt. Das Werk wurde schnell populär und erfuhr die verschiedensten Veränderungen: ein Harfenkonzert, ein Concerto grosso, weitere Arien sowie ein von Hamilton verfasster Anhang wurden, je nach Gegebenheiten und Besetzungen, eingefügt.

Zum Inhalt: Dryden und später natürlich auch Händel reizte die Möglichkeit, die Macht der Musik über einen der größten Männer des Altertums darzustellen. Allerdings ist nicht Alexander, sondern der Sänger Timotheus Held der Geschichte. Die Siegesfeier, die Alexander der Große nach der Eroberung von Persepolis seinen Getreuen gab, ist nur der äußere Rahmen der Handlung. Dem Sänger Timotheus gelingt es dort die Zuhörer, unter ihnen die schöne Griechin Thais, zu Stolz und Freude, zu Mitleid und Liebe, zu Wut und Rache zu bewegen. In einer Episode wird die Sage erzählt, wie aus Zeus' Liebe zu Olympia, Alexander als "zweiter Herr der Welt" hervorgegangen ist, der nun als Göttersohn gefeiert wird. Eine zweite Geschichte bedarf der Erläuterung. Thais führt die Krieger bei der Eroberung von Persepolis an. Damit erinnert sie daran, dass einst Helena Ursache für die Zerstörung Trojas war. Nach der geschichtlichen Überlieferung ist es Thais, die für ihre ehemals von dem Perserkönig Xerxes niedergebrannte Vaterstadt Athen Vergeltung fordert, und Alexander bewegt, den Palast des Xerxes in Persepolis zu zerstören.
Am Ende tritt Cäcilia an die Stelle von Timotheus und führt den Menschen über sich hinaus zur heiligen Tonkunst, die sie aus himmlischen Bereichen auf die Erde herniederholt. Die Worte des Sängers Timotheus sind gleichmäßig auf Sopran und Tenor, gelegentlich den Bass und an manchen Stellen sogar auf den Chor verteilt. Händel nennt sein Werk noch nicht Oratorium, er vermeidet geradezu eine nähere Bezeichnung. Er hat aber der Kantatenform so große Ausmaße gegeben, dass die Benennung Oratorium angebracht wäre.

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