G. Verdi - MESSA DA REQUIEM

Samstag. 08. April 2006 - Ev. Stadtkirche Schwaigern - 20.00 Uhr

   

Presseberichte

Am 10.04.2014 erschienen gleich zwei Presseberichte in der Heilbronner Stimme. Zum einen im Regionalteil und zum anderen eine Konzertbesprechung im Kulturteil.

Der Liederkranz Leingarten erntet für seine Verdi-Messe von allen Seiten viel Lob

Kraftanstrengung hat sich gelohnt

Von Josef Staudinger

Lob von allen Seiten: Die Aufführung von Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" am Samstag in Schwaigern ist für den Liederkranz Leingarten so etwas wie der Höhepunkt in der 110-jährigen Vereinsgeschichte.

480 begeisterte Besucher in der evangelischen Stadtkirche (Konzertbesprechung auf der Kulturseite) entfachten einen minutenlangen Beifallssturm. Das war der verdiente Lohn für die 135 Mitwirkenden. Der Hauptakteur was am Ende nassgeschwitzt: Dirigent Gerhard Ulrich Noé. Er verstand es meisterhaft, die 50 Musiker des Orchesters der Süddeutschen Kammersolisten mit Konzertmeister Georgios Mandylas sowie die Vokalsolisten Damon Nestor Ploumis (Bass), Wolfram Wittekind (Tenor), Marion Eckstein (Alt) und Isabelle Müller-Cant (Sopran) zu einer Einheit auf höchstem Niveau zu formen.

 
Er meisterte seine schwierige Aufgabe hervorragend: Gerhard Ulrich Noé, der Dirigent des Liederkranz Leingarten. (Foto: J. Staudinger)

Noé hatte nach dem leungenen Auftritt allen Grund zu Freude. Die Darbietung seiner 80 Sängerinnen und Sänger war überzeugend. Gemeinsam wurden jetzt die Früchte der einjährigen intensiven Probenarbeit geerntet. Immerhin nannte Noé das Werk "das schwierigste, das wir je gesungen haben". "Ich freue mich, dass es endlich ernst wird", meine ein der Chor-Sopranistinnen zu Beginn der Generalprobe am Freitagabend. Zum ersten Mal war auch das Gesangssolisten-Quartett anwesend. "Sollten wir die eine oder andere Schwierigkeit in dem Werk haben, werden wir das Problem gemeinsam lösen"m verdeutlichte Noé. Und das funktionierte vorzüglich.

Wer geglaubt hatte, dass die vier Gesangsprofis ihren Part mit links abspulen würden, sah sich getäuscht. Hochmotiviert und konzentriert waren sie bei der Sache. Isabelle Müller-Cant: "Für uns steht die Musik im Vordergrund, egal ob wir in Zürich, Mailand oder in der Schwaigerner Stadtkirche auftreten. Wir wollen den Leuten was bieten." Marion Eckstein (Alt), die ebenso wie die deutsch-französische Sopranistin in Stuttgart wohnt, lobte den Chor: "Der macht seinen Part sehr, sehr gut." Das Verdi-Requiem ("Ich kenne kein Requiem, das schwieriger ist") zählt sie zu den bedeutendsten geistlichen Werken des 19. Jahrhunderts.

Damon Nestor Ploumis aus Weimar bezeichnet die "Messa da Requiem" gar als "himmlische Oper". Auch er stellte dem Chor ein hervorragendes Zeugnis aus: Es sei imponierend, wie der Chor die schwierigen, sensiblen A-capella-Passagen meistere. Aber auch die schöne Kirche gefiel: Von dem romanisch-gotischen Bau, der tollen Atmosphäre und der hervorragenden Akustik war der Düsseldorfer Wolfram Wittekind beeindruckt.

 
Die Solisten Damon Nestor Ploumis, Wolfram Wittekind, Marion Eckstein, Isabelle Müller-Cant (von links) mit den Orchestermusikern der Süddeutschen Kammersolisten und dem Chor des Liederkranz Leingartens. (Foto: J. Staudinger)

Die Leingartener Chormitglieder fieberten der 90-minütigen Aufführung förmlich entgegen. Während die einen ruhig und cool blieben, gestand ein Bassist eine halbe Stunde vor Beginn, dass sein Hemd schon nass geschwitzt sei. "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagte eine Altistin nach der gelungenen Vorstellung. Anerkennende Worte nach dem grandiosen Schlusssatz "Libera me" gab es vom Publikum zuhauf. Für die Leingartenerin Elfriede Kühnl ("So eine kleine Gemeinde und so ein großartiger Chor") war das Requiem "ein einmaliges Hörerlebnis". "Sagenhaft", waren die Worte des Brackenheimers Drako Brodarac. Besonders angetan war er von den beiden Solistinnen Eckstein und Müller-Cant. "Alle Achtung ob dieser Leistung", meinte auch Walter Mössle (Heilbronn). Nur der Blechsatz des ausgezeichneten Orchesters habe durch seine Lautstärke den Gesang teilweise etwas zugedeckt. Verwundert war Mössle über den Eintrittspreis: 15 Euro seien für so ein großartiges Konzert zu wenig.

"Eigentlich hätten wir noch mehr Eintrittskarten verkaufen können", erklärte der Liederkranz-Vorsitzende Eckhard Friedrich. "Es war uns aber wichtig, allen Besuchern eine gute Sichtmöglichkeit zu bieten."

 

 

Schwaigern Verdi-Requiem

Monumental, aber nicht ganz problemfrei

Von Traudl Stocker

Das Requiem von Verdi lockte massenweise Interessierte in die Stadtkirche Schwaigern. Unter der Leitung von Gerhard Ulrich Noé erzielte das von dynamischen Kontrasten geprägte Requiem eine dramatisch-monumentale Aufführung, wenngleich nicht ganz problemfrei. 

Das betraf nicht den 80 Personen starken Chor des Liederkranzes Leingarten, der mit textverständlicher, gesanglich präziser Ausformung überzeugte und selbst die schwierigen Stellen des Werkes wie die Doppelchörigkeit des "Sanctus" und Fugen meisterte.

Ebenso souverän behauptete sich der Chor in den Abschnitten des unbegleiteten A-Capella-Gesangs. Sobald aber die Blechbläser der rechten Orchesterseite - Tuba, Posaunen, Trompeten - einsetzten und die harten Paukenschläge dazukamen, überdeckte die gesteigerte Klangwucht den Chorgesang.

In der Aufführung bewirkte das bläserische Dröhnen eine Art Stummfilmszene: Zu sehen waren die Mundbewegungen des Chores, zu hören war nichts. Problemlos erklang der Chorgesang, wenn die Streichergruppe der Süddeutschen Kammersolisten unter Georgios Mandylas mit sphärischer Zartheit aufwartete, wie im "Requiem", in dem auch erstmals das Solistenquartett mit Isabelle Müller-Cant (Sopran), Marion Eckstein (Alt), die die Partien des vorgeschriebenen Mezzosoprans übernahm, Wolfram Winfried (Tenor) und Damon Nestor Ploumis (Bass) zu hören waren. Ihre ausdrucksvollen Stimmen gaben den Werkteilen größte Intensität. Aber auch sie hatten gegen die instrumentale Übermacht anzukämpfen. Nach dem chromatisch geprägten Chorgesang im "Dies Irae" erreichte der voluminöse Bass von Ploumis mühelos die rabenschwarzen Tontiefen des "Mors stupedit". Mit warm-fülliger Stimme sang Marion Eckstein im "Liber Scriptus" das "Judex ergo sum". In der Lyric des "Ricordare" berührte der zweistimmige Gesang von Sopran und Mezzosopran.

Das "Lacrymosa" als Schluss des neunteiligen "Dies irae" brachte die homogene Stimmverschmelzung des Solistenquartetts und das chorisch fließende Crescendo des "Amen". Im "Offerto", mit Solistenquartett, überraschte die Sopranistin in Ihren Textstellen mit leicht schwebenden Planohöhen. Ihr transparenter Gesang entfaltete immer mehr jene Beseeltheit, die man nur in Sternstunden des Gesanges erleben darf. Das gab dem Schlussteil des Erkes, "Libera me", im Dialog mit Chor Größe und Würde. Stehender Applaus.

 

Requiem Hintergrund

Das Requiem ist die Totenmesse der katholischen Liturgie (auch Missa pro defunctis). Das Wort bezeichnet sowohl diese Form der (römischen) Messe, die in ihrer heutigen musikalischen Form auf dem Konzil von Trient (1545) festgelegt wurde, als auch musikalische Kompositionen, die mit ihr in Zusammenhang stehen. Die Bezeichnung stammt aus dem Introitus Requiem aeternam dona eis, Domine (ewige Ruhe schenke ihnen, Herr). Der liturgische Ablauf eines Requiems ist der der gewöhnlichen katholischen Messe, nur sind Gloria und Credo wegen ihres Charakters, der nicht zum traurigen Anlass passt, weggelassen und das Halleluja wird ersetzt durch den Tractus mit der Sequenz Dies irae.


Damit sieht die musikalische Abfolge der Totenmesse folgendermaßen aus:

  • antiphonischer Introitus:
    • Requiem aeternam dona eis, Domine. 
    • Kyrie
  • Graduale: 
    • Requiem aeternam dona eis, Domine.
  • Tractus: Absolve domine
  • Sequenz: Dies irae
  • Offertorium: Domine Jesu Christe
  • Sanctus, Benedictus, Agnus Dei
  • Communio: Lux aeterna

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